Kreativität aktivieren, visionäre Ideen entwerfen, Lösungen realisieren

In einer Zukunftswerkstatt entwickeln die Beteiligten in kreativer Atmosphäre Lösungen für ein Thema oder Problem. Losgelöst von Alltagsroutine, Resignation und Selbstzensur gibt die Zukunftswerkstatt Kreativitätsimpulse und aktiviert Lösungspotenziale.
Die Methode ist seit Jahrzehnten bewährt, schnell vermittelbar und zeitlich flexibel mit einer Dauer von ein bis drei Tagen. Sie regt an, visionäre Ideen in realisierbare Lösungen zu übersetzen und eignet sich für alle gesellschaftlichen Bereiche, besonders zur Entwicklung von Leitbildern und Zukunftsentwürfen, aber auch als Start einer Arbeitsgruppe oder eines Netzwerks.
Eine Zukunftswerkstatt umfasst Kritik-, Phantasie- und Realisierungsphase und führt von kritischer Betrachtung über wünschenswerte und visionäre Lösungsideen zu umsetzbaren Strategien.

Zukunftswerkstatt auf einen Blick

  • Drei-Phasen-Konzept: Kritik, Phantasie, Realisierung
  • schnell vermittelbar mit zeitlich flexiblem Ablauf
  • seit Jahrzehnten für alle Gesellschaftsbereiche bewährt
  • Kreativitätsimpulse und Aktivierung visionärer Ideen
  • Übersetzung der Ideen in realisierbare Lösungen

Bereits Ende der 1970er Jahre veröffentlichte der Zukunftsforscher Robert Jungk erste Erfahrungen mit der von ihm und Norbert R. Müllert entwickelten Zukunftswerkstatt (Jungk, Müllert 1998). Seitdem hat sich die Methode in verschiedenen Kontexten wie Kommunen, Wirtschaft und Bildung bewährt.

Als Demokratisierungs- und Partizipationsinstrument will die Zukunftswerkstatt möglichst viele Beteiligte in die Problemlösung und Entscheidungsfindung mit einbeziehen. Gemeinsam beleuchten sie Probleme, entwerfen erwünschte Utopien und prüfen deren Realisierungspotenzial. Einer gleichgültigen und resignativen Haltung setzt die Zukunftswerkstatt Mitwirkungschancen, Motivation und Aktivierung der Kreativität entgegen. Sie weckt die Phantasie der Beteiligten und nutzt die dadurch entstehenden, visionären Ideen zur Entwicklung neuer Lösungen für die Gestaltung der Zukunft.

Viele Gruppen üben bereits im Vorfeld von Ideenentwicklung und Problemlösung Selbstzensur aus, begrenzen sich in ihrer Kreativität und blockieren das Aufkeimen scheinbar „verrückter“ Ideen durch Bedenken. Diese Blockierung durchbricht die Zukunftswerkstatt durch Kreativitätsimpulse und die Ableitung realisierbarer Maßnahmen.

Kuhnt und Müllert (2006) betonen fünf Haupteffekte der Methode:

  1. Demokratisierung durch gleichberechtigte Zusammenarbeit
  2. Lernen durch permanenten Austausch
  3. Synergie durch gemeinsam erarbeitete Ergebnisse
  4. Motivation durch Aktivierung zur Mitwirkung
  5. und Kreativität durch das Verlassen gewohnter Pfade, Entwurf von Utopien und Entwicklung neuer Lösungen.

Nach der inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung benennt die Gruppe in der Kritikphase negative Aspekte der gegenwärtigen Situation. In der Phantasiephase erhält sie Kreativitätsimpulse und stellt den Kritikpunkten visionäre Ideen, Wünsche und Utopien gegenüber. In der Realisierungsphase prüft die Gruppe ihre utopischen Entwürfe auf Umsetzungspotenzial und leitet konkrete Vorschläge, Projekte und erste Schritte zur Realisierung ab.
Alle Phasen werden visualisiert und dokumentiert. Ein späterer Termin, um Bilanz über die in der Zukunftswerkstatt geplanten Aktivitäten und ihre Umsetzung zu ziehen, ist empfehlenswert.

 

Referenzen (Auswahl):

  • Zukunftswerkstatt auf der Klausurtagung des Bibliotheksteams für Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH, 2015
  • Zukunftswerkstatt/Thinktank zur Relevanz von Partizipation für Veolia Environnement, 2012
  • Zukunftswerkstatt für Psychotherapeutenkammer Berlin, 2011
  • Zukunftswerkstatt „Mobil in Lübeck 2030“ im Rahmen des Projekts Solidarische Stadt, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung , 2011
  • Zukunftswerkstätten in Coswig (Anhalt), Gerbstedt, Ilsenburg (Harz), Mieste, Stendal, Wanzleben und Weißenfels im Rahmen des Projekts Wege zu einer nachhaltigen Bevölkerungsentwicklung in Sachsen-Anhalt – Ländliche Lebensmodelle für junge Menschen und Familien, gefördert vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, 2005 – 2008

 

Literatur:

Kuhnt, B.; Müllert, N. R. (2006). Moderationsfibel Zukunftswerkstätten: verstehen, anleiten, einsetzen. Das Praxisbuch zur Sozialen Problemlösungsmethode Zukunftswerkstatt. 3. überarbeit. Aufl., Neu-Ulm: AG SPAK

Jungk, R.; Müllert, N.R. (1998). Zukunftswerkstätten. Mit Phantasie gegen Routine und Resignation. München: Heyne Sachbuch

 

Foto: Arek Socha / Pixabay