Im philosophischen Diskurs zukunftsweisende Konzepte entwickeln

Die Salon-Methode knüpft an Elemente des intellektuellen Salons als Ort geistreichen und tiefsinnigen Diskurses in anregender Atmosphäre an. Als Methode zur Expertenbeteiligung führt sie unterschiedliche Expertisen, Erfahrungen und Anschauungen zusammen und ermöglicht einen substanziellen Beitrag zur Weiterentwicklung eines zukunftsrelevanten Themas.

Ausgehend von einem Input-Papier mit aktuellem Wissensstand und Zukunftsszenario, wird ein intensiver Diskurs außerhalb der Alltagsroutine in einem Wechsel aus Gruppengesprächen und philosophischem Dialog-Spaziergang mit verschiedenen Kreativmethoden angeregt und Raum für innovative, interdisziplinäre Lösungen geschaffen. Ein Salon dauert in der Regel anderthalb bis zwei Tage. Die Ergebnisse werden als Output-Papier dokumentiert und veröffentlicht. Begleitend wird eine Delphi-Befragung durchgeführt.

Salon-Methode auf einen Blick

  • zeitlich befristeter Think Tank in besonderer Tagungsatmosphäre
  • vorab erstelltes Input-Papier mit aufbereiteter Problemstellung
  • moderiertes Verfahren mit verschiedenen Kreativmethoden
  • Gruppengespräche und philosophischer Dialog-Spaziergang
  • Output-Papier mit Ergebnissen und begleitende Delphi-Befragung

Die Salon-Methode wurde Anfang der 2000er Jahre vom nexus Institut (Dienel 2005) als partizipatives Instrument entworfen, mit dem ein Expertenkreis Empfehlungen zur Lösung eines Zukunftsproblems entwickelt. Die Methode greift die Atmosphäre der im 18. bis 20. Jahrhundert etablierten „Salons“ auf. Dort wurde, privat zelebriert, aber gesellschaftlich bedeutsam, über kulturell, politisch und wissenschaftlich relevante Themen diskutiert. Durchgeführt an einem Tagungsort mit außergewöhnlicher Atmosphäre, verbindet die Methode sachorientierte, kommunikative, kreative und ästhetische Elemente und schafft Raum für innovative, interdisziplinäre Lösungen.

Mit einer Dauer von anderthalb bis zwei Tagen verläuft die Salon-Methode auf Basis eines vorab ausgearbeiteten und versandten Input-Papiers grundsätzlich in fünf Phasen:

Der „Auftakt“ eröffnet den Salon. Wesentliche Aspekte des Input-Papiers, meist ein Zukunftsszenario zur Problemstellung, werden vorgestellt. Beim „Kontrapunkt“ bilden sich anschließend Paare, die in einem philosophischen Dialog-Spaziergang ihre Sicht auf die mit dem Zukunftsszenario verbundenen Hindernisse diskutieren und gewichten. Während des Dialog-Spaziergangs dokumentiert das Moderationsteam an Protokoll-Stationen die Ergebnisse und stellt sie später in einer Galerie aus. Es folgt als „Interludium“ ein Zwischenspiel, in dem die Beteiligten, angeregt durch Kreativmethoden, visionäre Lösungen zur Überwindung der Hindernisse entwerfen. Durch „Tischreden“ beim gemeinsamen Abendessen inspiriert und durch die Nachtruhe erfrischt, entwickeln sie am zweiten Tag in der „Reprise“ diese Entwürfe zu realisierbaren Handlungsvorschlägen weiter. Der Salon endet mit dem „Finale Grandioso“, bei dem die gemeinsam getragenen Positionen und Empfehlungen zusammengestellt werden.

Verlauf und Ergebnisse aller Salon-Phasen werden im sog. Output-, Zukunfts- oder Konsens-Papier schriftlich aufbereitet, den Beteiligten zugestellt und nach Einarbeitung ihrer abschließenden Rückmeldung als gemeinsames Ergebnis veröffentlicht. Eine Delphi-Befragung kann vor Beginn und nach Ende des Salons die Expertenmeinungen erfassen und Veränderungen abbilden.

Referenzen (Auswahl):

  • Salon „Multifunktionale Gewerbe- und Mobilitätshubs“, Projekt Forschungscampus Mobility2Grid, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Luckenwalde, 2023
  • Salon „Ko-kreative Erarbeitung von Handlungsempfehlungen im Rahmen des Abschlussworkshop der Evaluation MÜKE (Modellvorhaben zur Einbeziehung von Familien als Zielgruppe in Maßnahmen der Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Berlin, 2023
  • Salon „Ko-kreativer Workshop zur Erarbeitung von Handlungsempfehlungen der partizipativen Evaluation Bewegung und Bewegungsförderung (PEBB-Evaluation)“, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Kassel, 2022
  • Technologie-Salon „Best-Case-Szenario Mobility2Grid 2025“ für Forschungscampus Mobility2Grid, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2014
  • Salon „Governance und Partizipation in der Telangana Region“ für Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Indien, Neu Delhi, 2012
  • Berliner Technologie-Salon zur Zukunft der RFID-Technologie für METRO Group Future Store Initiative, 2008
  • Salon im Rahmen des Projekts „Junge Alte in der Mitte der Gesellschaft“ für Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, 2008
  • Salon „Vision Sachsen-Anhalt 20-xx – Zukunftsperspektiven für nachhaltiges staatliches Handeln“für Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Sachsen-Anhalt, Magdeburg, 2005

Literatur:

Jain, A.; Bonaker, A.; Dannenberg, S.; Pradeep N.C. (2013): Scenarios for the Future of Governance and Participation in the Telangana Region with Special Focus on the Minor Irrigation Sector. Publikation der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund (Hrsg.) (2008): Auf dem Weg zum gläsernen Produkt: Politische Rahmenbedingungen für die Zukunft der RFID-Technologie: 1. Berliner Technologie-Salon. http://www.nexusinstitut.de/images/stories/download/10-01-13_Broschuere_RFID.pdf [Zugriff 28.07.2016]

Dienel, C. (2005): Vision Sachsen-Anhalt 20-xx Zukunftsperspektiven für nachhaltiges staatliches Handeln. Publikation der Friedrich-Ebert-Stiftung. http://www.nexusinstitut.de/images/stories/content-pdf/13-09-16_Vision_2020.pdf. [Zugriff 28.07.2016]

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