Bürgerengagement für Mobilität beraten und begleiten

Bürgerbusse werden von engagierten Bürgern und Bürgerinnen dort ehrenamtlich betrieben, wo ihnen die Mobilität durch den öffentlichen Personennahverkehr nicht mehr ausreichend gewährleistet erscheint. Damit reagieren sie auf sich ändernde Bedingungen in ländlichen Regionen, durch die alltägliche Wege länger geworden sind.

Mit einem Bürgerbus wird eine Busverbindung als ehrenamtliches Mobilitätsangebot in einer Region dauerhaft eingerichtet. Damit die Entwicklung genau auf den lokalen Bedarf hin erfolgt, umfasst die Beratung und Begleitung durch das nexus Institut, die auf Erfahrungen aus über 30 Bürgerbusprojekten beruht, alle Schritte von der ersten Idee bis zur ersten Fahrt. Dazu gehören rechtliche Rahmenbedingungen, finanzielle Möglichkeiten, soziale Faktoren und geografische Aspekte sowie Konzeption, Moderation und Begleitung der notwendigen Informations- und Partizipationsveranstaltungen.

Bürgerbus auf einen Blick

  • Bürgerbus als Mobilitätsangebot im ländlichen Raum
  • Mobilität durch Bürgerengagement und Partizipation
  • Beratung und Begleitung von Bürgerbussen
  • in über 30 Bürgerbusprojekten erprobtes Beratungskonzept
  • Erstberatung, partizipative Veranstaltungen und begleitende Kommunikationsarbeit

Bürgerbusse fahren in Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre in mehreren Bundesländern (Jansen, Schiefelbusch 2013). Drei Elemente kennzeichnen den Bürgerbus: Der weit überwiegende Teil des Engagements ist ehrenamtlich, die Fahrer und Fahrerinnen und weitere Aktive erhalten keine Vergütung, und ein Bürgerbus wird immer für den Bedarf vor Ort geplant.

Bürgerbusse sind eine Antwort auf die Veränderungen im ländlichen Raum, von denen besonders kleinere Orte betroffen sind. Schulen, Arztpraxen, Kliniken, Verwaltung, Geschäfte, Post und Bank, aber auch Kultur- und Freizeitangebote finden sich nur noch an größeren, zentralen Orten. Gerade auch ältere Menschen, die keine eigenen Fahrzeuge mehr für längere Strecken benutzen wollen oder können, müssen diese Dienstleistungen erreichen können und dorthin befördert werden.

Um einen Bürgerbus so einzurichten, dass er den lokalen Bedürfnissen und Ressourcen entspricht, bedarf es einer Begleitung, die eine Erstberatung sowie Informations- und Partizipationsveranstaltungen zur Begleitung der Bürgerbusentwicklung umfasst und auf breiter Erfahrung in verschiedenen Regionen beruhen sollte. Sie muss rechtliche, geografische, soziale und finanzielle Rahmenbedingungen berücksichtigen. Bürgerbusse können z.B. innerhalb und außerhalb des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) betrieben werden, hier müssen Vor- und Nachteile abgewogen werden. Bei den geografischen Bedingungen geht es vor allem um Fragen nach dem Bedienungsgebiet und einem Betrieb mit festen Linien oder einem Anrufmodell. Zu den sozialen Rahmenbedingungen gehört, ob und wie genügend Ehrenamtliche gefunden werden können. Auch bei den finanziellen Rahmenbedingungen sind die lokalen und regionalen Voraussetzungen zu beachten, wenn es z.B. um die Mitfinanzierung der Gemeinde und die Fahrzeugfinanzierung geht.

Je nach lokalen Bedingungen wie Rückhalt aus der Politik, Interesse und Engagement der Bevölkerung und Unterstützung der Wirtschaft dauert es von der ersten Idee bis zum fahrenden Bürgerbus zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Wesentlicher Indikator, um den Erfolg eines Bürgerbusprojekts zu evaluieren, sind die Fahrgastzahlen. In vielen Orten entwickelt sich die Nachfrage nach einer kurzen Anlaufphase stetig nach oben. Die Übertragbarkeit von Bürgerbussen auf unterschiedliche Orte und Regionen ist inzwischen vielfach erprobt.

Referenzen (Auswahl):

  • „Dörpsmobil“- E-Carsharing in Schleswig- Holstein, 2017
  • Bürgerbusse Arzberg, Landkreis Nordsachsen, 2016-2017
  • Bürgerbusse Schleswig-Holstein, 2016
  • Beratung und Begleitung von diversen Bürgerbussen im Projekt Bürgerbusse Rheinland-Pfalz, für Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland-Pfalz, 2010-2016
  • Beratung und Begleitung Bürgerbus Homberg (Efze), für Herbert Quandt-Stiftung und Landesstiftung „Miteinander in Hessen“, 2015-2016
  • Mobikult – Entwicklung einer nachhaltigen Mobilitätskultur in ländlichen Regionen Brandenburgs, 2005-2007
  • IMPULS 2005 – neue Gemeinschaftsverkehre in der Region, 2005

Literatur:

Jansen, H.; Schué, M. (2015): Die kleine oder die große Lösung für den Bürgerbus? Bürgerbusse und Rechtsgrundlagen nach dem PBefG. In: Der Nahverkehr, Ausgabe 7-8/2015. DVV Media Group/Alba-Fachmedien ÖPNV. S. 36-40

Jansen, H.; Schiefelbusch, M. (2013): Gemeinschaftsaufgabe Bürgerbus. Erfahrungen mit ehrenamtlichem Engagement in Rheinland-Pfalz. In: Der Nahverkehr, Ausgabe 9/2013. Alba Fachverlag, Düsseldorf. S. 46 – 49

Foto: dae jeung kim / Pixabay