Prozesse und Ergebnisse gemeinsam bewerten und weiterentwickeln

Grundgedanke der partizipativen Evaluation ist die Beteiligung aller Akteure am Evaluationsprozess. Sie soll es ihnen ermöglichen, selbst den Fortgang ihrer Tätigkeit zu bewerten und sich weiter zu entwickeln. Partizipative Evaluation aktiviert und motiviert. Sie orientiert sich an der Praxis, berücksichtigt deren Rahmenbedingungen und bezieht nach dem Prinzip der Appreciative Inquiry (wertschätzenden Erkundung) Ressourcen und Stärken ein.

Partizipative Evaluation ist ein partnerschaftlicher Prozess. Eine Gruppe, eine Organisation, ein Projekt oder Netzwerk wird für einen kürzeren oder längeren Zeitraum durch das Evalautionsteam begleitet. Gemeinsam werden nach Abgleich des Evaluationsdesigns die Aktivitäten auf Basis systematisch erhobener qualitativer und quantitativer Daten bewertet. Im Dialog wird der Nutzen ermittelt und es werden Empfehlungen für die Selbstbewertung und Weiterentwicklung abgeleitet, um Lernprozesse anzustoßen

Partizipative Evaluation auf einen Blick

  • Einbindung aller Akteure in den Evaluationsprozess
  • Leitprinzip der wertschätzenden Erkundung
  • Ausarbeitung bisheriger Stärken und Erfolgsfaktoren
  • Aktivierung zur Selbstbewertung
  • Ableitung von Empfehlungen für die Weiterentwicklung

Partizipative Evaluation ist ein Evaluationsansatz, der sich seit Anfang der 2000er-Jahre verbreitet. Brandes und Schäfer (2013) sehen als seine zentralen Vorteile die größere Wahrscheinlichkeit, dass Evaluationsergebnisse tatsächlich genutzt werden, und den Kompetenzgewinn der Beteiligten.

Evaluationansätze lassen sich in externe, durch Außenstehende durchgeführte, und interne, durch die Akteure selbst durchgeführte Evaluationen unterscheiden. Bei der externen Evaluation unterscheidet man wiederum prozessbegleitende (formative) und abschließende (summative) Ansätze. Prozessbegleitende Evaluation beobachtet kontinuierlich den Stand der Umsetzung von Aktivitäten und gibt regelmäßig Rückmeldung über Zwischenergebnisse, um frühzeitig Abweichungen von der Prozessplanung zu erkennen und Fehlentwicklungen zu verhindern. Abschließende Evaluation erhebt dagegen die Ergebnisse am Ende der Aktivitäten und bewertet sie. Partizipative Evaluation ist eine prozessbegleitende Evaluation, bei der zudem Akteure und Evaluierende gleichberechtigt zusammenarbeiten. Sie will dabei unterstützen, Stärken, Erfolge und Potenziale aus den bisherigen Aktivitäten zu erkennen, Vertrauen in die eigene Gestaltungsfähgkeit zu stärken und auf diesem Fundament zukünftige Aktivitäten aufzubauen.

Um diese Wirkung erzielen zu können, nutzt die Partizipative Evaluation neben qualitativen und quantitativen Methoden auch Elemente aus Moderation, Coaching, Super- und Intervision. Bereits in den Entwurf des Evaluationsdesigns werden die Akteure einbezogen, um die Bereitschaft, die Ergebnisse der Evaluation aufzugreifen und umzusetzen, zu erhöhen.

Zum Methodenrepertoire der partizipativen Evaluation gehören teilnehmergerechte, motivierende Befragungstechniken und Beteiligungsmöglichkeiten bei der Durchführung und Auswertung. Das Vorgehen nutzt Erfahrungen aus Aktionsforschung und Aktivierender Befragung, die zuverlässig Informationen gewinnen, aber auch Lernen ermöglichen und die Bereitschaft und Fähigkeit zur Veränderung fördern will. Fragenstellen dient dabei zum Anstoßen von Reflexionsprozessen und zur Weiterentwicklung. Dabei haben qualitative Methoden eine besondere Bedeutung, weil sie eine direkte Kommunikation mit den Akteuren ermöglichen. D.h. es werden immer auch Instrumente eingesetzt, deren Ergebnisse sich möglichst direkt an die Beteiligten rückkoppeln lassen: soziometrische Verfahren, teilnehmende Beobachtung, Interview, Aktionsuntersuchung, Einschätzskalen, Audio- und Videoaufnahmen.

 

Referenzen (Auswahl):

Partizipative Evaluation Bewegung und Bewegungsförderung (PEBB), in Kooperation mit der Hochschule für Gesundheit Bochum (hsg Bochum), 2019-2023

Evaluation der Modellprojekte zur Einbeziehung von Familien als Zielgruppe in Maßnahmen der Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen MÜKE), 2020-2023

Partizipative Projektevaluation Gesundheitsförderung in der Lebenswelt Wohn- und Werkstätte für Menschen mit Behinderungen, 2021-2024

Evaluation des Ideenwettbewerbs Advocate Europe für Stiftung Mercator, 2016

Evaluation Förderrichtlinie für Demografie Sachsen-Anhalt, für Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt, 2015

Evaluation von Online-Jugendbeteiligung im Projekt „youthpart“ für Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V. (IJAB), 2013-2014

Evaluation Elternprogramm ELTERN-AG für MAPP-Empowerment GmbH, 2010-2013

Evaluation der Thüringer Agentur Für Fachkräftegewinnung (ThAFF), für Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie, 2012

Evaluation Programm Ess-Kult-Tour für Verbraucherzentrale NRW, 2011-2012

Evaluation Modellprogramm Erste Schwelle, für Stiftung Demokratische Jugend, 2008-2010

Evaluation von KONTEXIS für Technischen Jugendfreizeit- und Bildungsverein e.V., 2008

 

Literatur:

Brandes, S.; Schaefer, I. (2013): Partizipative Evaluation in Praxisprojekten. Chancen und Herausforderungen. Prävention und Gesundheitsförderung, 8, 3, S. 132-137, Springer

Ulrich, S.; Wenzel, Florian M. (2003): Partizipative Evaluation – Ein Konzept für die politische Bildung. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung

 

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